„Auf einmal kam der Punkt: Da konnte ich nicht mehr“

Symbolbild

Am 1. Oktober ist Europäischer Depressionstag – zwei Drittel der Patienten am UKM Marienhospital am Standort Emsdetten sind Frauen

Steinfurt (ukm-mhs/kk). An die Zeit vor gut einem Jahr denkt Martina Schmidt* ungern zurück. Damals zog ihre jüngste Tochter aus, um zum Studium in die Großstadt zu gehen. „Endlich mehr Zeit für mich“, dachte ich damals, erinnert sich die 58-Jährige. Doch schnell habe die Mutter von drei Kindern gemerkt, wie ihr die Familie fehlte. Gerne hätte sich die Assistentin der Geschäftsführung daher voll in ihren Job gestürzt. „Ich habe immer gerne gearbeitet“, sagt Schmidt. Doch nach vielen Jahren übernahm in dem Unternehmen ein jüngerer Chef, der vieles umkrempelte. „Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass ich meine Arbeit, die ich doch schon so viele Jahre gemacht hatte, nicht mehr auf die Reihe bekam.“

Die Steinfurterin schlief schlechter. Kopfschmerzen-Attacken bestimmten zunehmend ihren Alltag. Obwohl sie zu Hause kaum noch Arbeit hatte, denn die Kinder waren aus dem Haus und ihr Mann tagsüber bei der Arbeit, war Schmidt immer müde. Dass das die ersten Zeichen ihrer Depression waren, auf diese Idee kam sie zunächst gar nicht – bis sie wegen der Kopfschmerzen bei ihrem Hausarzt vorsprach. Und der fragte nach. „Er hat mir Antidepressiva verordnet.“ Dadurch wurde es aber kaum besser. „Ich fühlte mich immer schlapper“, erinnert sich Schmidt. „Auf einmal kam der Punkt, da konnte ich nicht mehr.“ Nach weiteren zwei quälenden Monaten wies der Arzt sie in die Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie des UKM Marienhospital in Emsdetten ein.

„Ein typischer Fall“, sagt Dr. Matthias Heyng, der Martina Schmidt mit seinem Team behandelt hat. „Von drei Patienten mit Depressionen sind zwei Frauen, oft im mittleren Alter.“ Häufig treffe es Menschen, die ihr Leben lang für andere da waren und bei denen sich plötzlich die Lebenssituation drastisch verändere. „Gerade leistungsorientierte Menschen sind betroffen“, erklärt der Chefarzt der Psychosomatik und Psychotherapie. „Zuerst versuchen es die Betroffenen mit noch mehr Arbeit, aus dem Tief rauszukommen. Doch das verstärkt den Stress und sie geraten immer tiefer in die Depression hinein.“  

Heute macht Martina Schmidt ihr Leben wieder Spaß, und das liegt auch an ihrem siebenwöchigen Aufenthalt in der Klinik des UKM Marienhospitals am Standort Emsdetten. Besonders hätten ihr die Gespräche in der Gruppe der Mitpatienten geholfen. „Es tat so gut zu sehen: Da sind auch andere, denen geht es genauso wie mir. Ich fühlte mich dort auch von den Therapeuten wirklich ernst genommen.“ Heyng, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie erklärt: „Wir behandeln die Patienten hier mit einer multimodularen Therapie. Dazu gehören neben Psychotherapie und Sozialarbeit vor allem Sport- und Physiotherapie, Kunst- und Ergotherapie ebenso wie Techniken zur Achtsamkeit, Yoga oder Chi-Gong.“ Im Mittelpunkt stehe es, die Patienten wieder auf ihre eigenen Bedürfnisse zu fokussieren und diesen genügenden Platz im Alltag einzuräumen.

Auf Wunsch der Patientin konnte auch ihr Ehemann an einigen Sitzungen teilnehmen. „Ich fühle mich jetzt auch von ihm besser verstanden“, erklärt die Steinfurterin. Aus der Zeit in der Klinik hat sie außerdem aus dem Kreis der früheren Mitpatienten eine richtig gute Freundin an ihrer Seite. „Wir treffen uns regelmäßig zum Reden und zum Yoga-Training. Dass mir das Spaß machen würde, hätte ich nie gedacht“, sagt Schmidt lachend. Und wenn der Chef mal wieder nervt? „Ich habe den Mut gefunden, die Probleme auf der Arbeit anzusprechen. Seitdem gehe sie wieder gerne zur Arbeit. „Ich glaube, die haben während meiner Abwesenheit auch gemerkt, was sie an mir haben.“

(*Name geändert)

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