Damit die Vorfreude nicht in Stress umschlägt

Chefarzt Dr. Matthias Heyng vom UKM Marienhospital Steinfurt über den Umgang mit Erwartungen

Mit Vorfreude bereiten sich gerade viele Menschen auf die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel vor. Trotz der Kontaktbeschränkungen, die seit Anfang November gelten, sind die Festtage ein lang erwarteter Anlass, im begrenzten Rahmen Familie und Freunde zu treffen. Dr. Matthias Heyng, Chefarzt für Psychosomatik und Psychotherapie am UKM Marienhospitals Steinfurt empfiehlt: „Sprechen Sie mit Ihren Angehörigen über die Erwartungen, die Sie für diese besondere Zeit haben.“

Schon seit vielen Jahren beobachtet Heyng, wie hoch die Ansprüche an die Weihnachtsfeiertage sind. Er sagt: „Das ist eine Mischung aus Erwartungen an andere und an sich selbst.“ Wie man selbst sein Bestes für eine gelungene Feier geben möchte, so erwartet man dasselbe von seinen Freunden und Familienmitgliedern. Wenn die lang ersehnten Feiertage begonnen haben, können sich neben den vielen schönen Momenten der Feiertage auch Stress und Anspannung entladen. Dr. Heyng hält dies für ganz normal. Heyng sagt: „Feste sind uns nicht so vertraut wie wir es annehmen.“ Denn gemessen am Alltag sind Feiertage die Ausnahme.

Aus seiner klinischen Tätigkeit weiß Heyng, dass Menschen mit ihren Erwartungen klare Zielvorstellungen verbinden. Heyng sagt: „Mit Erwartungen nimmt man ein Ereignis gedanklich vorweg.“ Häufig haben seine Patienten aber nur reduzierte Aktionsmöglichkeiten, wenn die Wirklichkeit anders ist als erwartet. Sie fürchten, die neue Situation nicht mehr bewältigen zu können und reagieren mit Passivität, Aggression oder Hilflosigkeit. Das kann erfahrungsgemäß immer wieder zu erheblichen psychischen Belastungen führen und zur Entstehung von depressiven Störungen, Sucht- oder Angsterkrankungen beitragen.

Die aktuellen Beschränkungen bringen neue Erwartungen, glaubt Heyng. Neben der Vorfreude darauf, endlich wieder Familienmitglieder und Freunde zu treffen, können sich Erwartungen gesellen, was man aus Anlass des Treffens alles nachholen möchte. Andere Wunschvorstellungen kreisen eher darum, unter welchen Bedingungen ein Treffen stattfinden kann. „Darf ich erwarten, dass meine Enkelkinder vier bis fünf Tage vor der Feier selbst keine Freunde treffen, um mein Ansteckungsrisiko zu verringern?“ gibt Dr. Heyng eine Frage wieder. Andere erwarten von sich selbst, das Risiko für die Angehörigen nicht zu erhöhen und überlegen, ob sie den Eltern ein Treffen abschlagen.

Das Fazit von Dr. Heyng. „Wir werden die Feiertage erstmals anders verbringen, als wir es aus den Vorjahren gewohnt waren.“ Er empfiehlt, offen über die eigenen Erwartungen zu sprechen. So bekommen die anderen die Möglichkeit auf die Überlegungen zu reagieren. „Wir dürfen nie vergessen, dass es den anderen ebenso geht. Wenn das allen Beteiligten bewusst wird, muss die Vorfreude nicht in Stress umschlagen.“

Foto: Dr. Matthias Heyng (Chefarzt für Psychosomatik und Psychotherapie am UKM Marienhospital Steinfurt) rät zum offenen Gespräch über Erwartungen.

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